Seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kultivieren wir den Speierling, um diesen seltenen, damals vom Aussterben bedrohten Baum, zu erhalten.

Viel Informatives dazu findet sich in der Diplomarbeit von Siegfried Koch. Er hat uns freundlicherweise gestattet, dies hier auszugsweise wiederzugeben.

Von: Dipl. Ing. Siegfried Koch,  Unter der Linde 1, 35096 Weimar – Roth
Die folgenden Informationen zum  Thema Speierling (Sorbus domestica) sind aus meiner Diplomarbeit  entnommen und  sollen dazu beitragen, den gefährdeten Speierling vor dem Aussterben zu bewahren. E-Mail mail@sikoch.de

Der Speierling

Der Speierlingbaum (Sorbus domestica) ist  ein Charakterbaum der Frankfurter Obstbaulandschaft, denn der Saft aus seinen  Früchten wird teilweise dem hessischen Apfelwein zwecks Klärung, Haltbarmachung und Geschmacksverbesserung zugegeben. Die Zahl der hessischen Speierlingbäume in  Obstwiesen beträgt derzeit etwa 500 Exemplare. Der Bestand ist wegen fehlender  Nachpflanzung und Überalterung sehr bedroht.

Merkmale des Speierlings zur eindeutigen Bestimmung:

BLÄTTER: gefiedert
RINDE: rauh und borkig, Ähnlich  einem Birnbaum (die Eberesche dagegen bleibt sehr glatt)
WUCHS: Ähnelt dem Birnbaum, wird im  Freistand etwa 15 m hoch, in der Jugend schmaler  Wuchs, im Alter bis 200 Jahre, mehr breit als hoch
KNOSPEN: kurz, grünlich und klebrig, dagegen hat die Eberesche längere braun-rote und behaarte Knospen
FRÜCHTE: hängen in Büscheln, sind  birnenförmig oder seltener apfelförmig, 2 – 4 cm lang und breit, sonnenseits gerötet oder schorfartig bereift, früh (Ende August) oder spätreif (Mitte  Oktober), in der Vollreife werden sie braun und morsch und sind dann essbar.

 

Welche Vorteile hat der Speierlingbaum für die Natur und Umwelt?

Er ist ein grossrahmiger Baum , der viel Struktur in die Kulturlandschaft bringt. Er bietet  Lebensraum für viele Tiere.  Der Speierling eigent sich hervorragend für die menschliche Nutzung da er eine extensive, d.h. pflegearme Obstkultur ermöglicht. Spritzmitteleinsatz und  aufwendige  Schnittmassnahmen sind überflüssig. Die Früchte werden von vielen  Tieren (von Amsel bis Wildschwein) gerne verzehrt, jedoch erst wenn sie für den  menschlichen Verzehr unbrauchbar, weil abgefallen und überreif, sind. Der  Speierlingbaum ist wegen seiner Höhe bevorzugter Nistbaum für Greifvögel. Er ist  ein wichtiger Rohstoff für eine landestypische, umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Apfelweinherstellung. Der Speierling ist ein Teil der heimischen Flora und sollte wegen der Erhaltung der Artenvielfalt geschont und gefördert  werden.

Welche Vorteile hat der Speierlingbaum für den Menschen?

Speierlingfrüchte sind sehr gesucht und  bringen beim Verkauf mindestens DM 80,00 /Zentner.  der Bedarf an  Speierlingfrüchten ist erheblich höher als sein Angebot. Der Zeitaufwand für den Anbau ist sehr gering und beschränkt sich nur auf die Erntezeit. Die Erträge setzen nach 10  Jahren ein und bleiben etwa 100 Jahre bei ca. 200 kg/jährlich. Die Keltereien können durch die Speierlingsaftzugabe (gerbstoff- und säurereich) ihre Apfelweinproduktion umweltfreundlicher  gestalten (weniger chemische Hilfsstoffe). Der Konsument erhält ein natürliches und bekömmliches Getränk.  Die“echte“Speierlingapfelweinproduktion kommt dem steigenden  Qualitäts- und Umweltbewusstsein der Konsumenten entgegen und steigert die Konkurrenzfähigkeit  der Unternehmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Bereicherung der  Landschaft durch die Speierlingbäume, denn sie steigern durch ihre Struktur und Raumwirkung die  Erlebniswirkung für Erholungssuchende. Alte Speierlingbäume sind Zeugen der  Vergangenheit und als wirtschaftlich anbauwürdiges Kultur gut Wert erhalten zu bleiben.

Pflanz- und Pflegeanleitung

Jungpflanzen können bei den unten  aufgeführten Baumschulen bezogen werden. Zur Pflanzung  möglichst kleine Pflanzen  verwenden. Kleine Pflanzen (ca. 1.20 m) können auch ohne Erdballen gepflanzt  werden. Wegen den empfindlichen Wurzeln sind Kontainerpflanzen oder Pflanzen mit  Erdballen vorzuziehen. Zur Pflanzung darf kein Torf oder Dung verwendet werden.  Die Jungpflanzen müssen mit Verbißsschutz (Drahtmanschette) und Pfahl versehen werden . Der  Speierling bevorzugt kalkhaltige, warme Böden ohne Staunässe. Bei  der Pflanzung gibt es noch einige Ausfälle. Nach dem Anwachsenn ist der Speierling sehr widerstandsfähig, wüchsig und  bringt bis ins hohe Alter  regelmässige Erträge. Lediglich zum Bremsen des Höhenwachstums können einige Äste gekappt werden. Veredelungen von grossfrüchtigen Sorten auf Speierlingssämlinge  bringen frühe und hohe Erträge. Auf Weissdornunterlagen ist der Baum auf Dauer  nicht standfest genug (kippt um). Veredelungen auf Ebereschen sind ungeeignet.
Baumschulen die  Sorbus domestica in ihrem Sortiment führen:
Baumschule WEIL, Am Selztalbahnhof 3, 55218  Ingelheim06132/1665
Baumschule APPEL, Brandschneise 1, 64295 Darmstadt 06155/4081 (-83)
Baumschule RINN, Heuchelheimer Str. 129, 35398 Giessen 0641/62850
Baumschule LÄDEMANN, Am Poloplatz, 60528 Frankfurt-Niederrad
Aus : Diplomarbeit “ Speierling “ 1985 Siegfried Koch FH Wiesbaden/Geisenheim
©29.11.98, Siegfried  Koch