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Heuchelheimer Schneeapfel

Über den Heuchelheimer Schneeapfel….

Philipp Rinn, der Gründer der Baumschule Rinn, hat um das Jahr 1900 die ersten Hochstämme, der von ihm vermehrten Sorte Heuchelheimer Schneeapfel verkauft. Dieser Tradition verpflichtet, werden bei der Baumschule Rinn heute noch Hochstämme­ und Halbstämme sowie Buschobst vermehrt und aufgeschult d.h. unsere Obstbäume Äpfel, Birnen, Quitten, Kirschen, Pflaumen, sind von wenigen Ausnahmen ­ abgesehen, ­ (z.B. bei lizenzgeschützten Sorten) Eigenproduktion!

Nahezu die gesamte Obstbaumproduktion wird selbst verkauft. Die Baumschule Rinn in Heuchelheim ist einer der größten selbst vermarktenden landwirtschaftlichen Betriebe in Mittelhessen.

Die mehr als 100 jährige Geschichte der Baumschule Rinn ist eng verknüpft mit der Geschichte des Heuchelheimer Schneeapfels.

Die Apfelsorte Heuchelheimer Schneeapfel ist wahrscheinlich als Zufallssämling entstanden. Ihren Namen hat sie aufgrund des schneeweißen Fruchtfleisches, welches nicht braun anläuft.

Der Überlieferung nach soll der Mutterbaum auf dem Gelände des Heuchelheimer Kindergartens in der Wilhelmstraße in Heuchelheim bei Gießen gestanden haben. Er stand dort bereits zur Jahrhundertwende im Vollertrag. Der Baumwart und Landwirt Philipp Rinn schnitt Edelreiser und vermehrte den Baum. Im Jahre 1904 gründete Philipp Rinn seine Baumschule in Heuchelheim. Bis Mitte der 50er Jahre zogen er und sein Sohn Hans Rinn ausschließlich Obstbäume an und verbreiteten unter anderem den Heuchelheimer Schneeapfel. 1966 übernahm der Neffe und heutige Seniorinhaber Horst Ludwig Römer den Betrieb. Er pflegte die alten Apfelsorten mit Begeisterung weiter. Seine erste Renaissance hat der Schneeapfel 1979, nachdem ein Bildbericht von H.Maethe über die Baumschule Rinn in der Zeitschrift Deutsche Baumschule erscheint. Maethe bezeichnet die Sorte als gesunden und wohlschmeckenden Apfel und sagte: „Sein Fehler, er müsste erst heute gezüchtet werden und aus den USA. China oder Japan kommen. Was gäbe das für einen Renner!“

Daraufhin verschickte die Baumschule Rinn Edelreiser und Bäume weit über die Grenzen von Hessen hinaus bis nach Weihenstephan. So stehen beispielsweise Bäume in Groß-Umstadt, Geisenheim und seit 1980 steht ein Hochstamm im Gruga-Park in Essen. Die Baumschule Rinn verlegte 1983 ihren Sitz ins benachbarte Gewerbegebiet West in Gießen. Der Betrieb hatte dort schon immer seine größte zusammenhängende Fläche und auch die Verkaufseinrichtungen. Trotz aller Wandlungen von Zeit und Geist, vermehrt er bis heute die schöne, alte Lokalsorte.

Fruchtbeschreibung Heuchelheimer Schneeapfel

Form und Größe: variabel, kugelig bis leicht hochgebaut, unten abgeplattet, mittelbauchig, im Querschnitt unregelmäßig, schwach gerippt, mittelgroß bis groß.

Schale: glatt und glänzend, im Lager fettig bis klebrig werdend, unauffällige Schalenpunkte, angenehm duftend, hei Vollreife hellgelb bis weißgelb, stiel- und sonnenseits stark rot gestreift und gesprenkelt, bis ¾ der Oberfläche.

Kelchseite: Kelchgrube tief, mittelweit, typ. „kraterförmig“, Rand schwach wulstig, Kelch mittelgroß, geschlossen bis halboffen, Kelchblätter breit und kurz, am Grunde getrennt, Kelchhöhle breit trichterförmig bis dreieckig.

Stielseite: Stielgrube eng, tief, feinstrahlig berostet, zimtfarben, Stiel kurz bis mittellang, holzig. braun, am Ende verdickt.

Kernhaus: Gefäßbündel schwach ausgeprägt, flachzwiebelförmig, Kernhauswände bohnenförmig, breit, glänzend, Kerne zahlreich, gut ausgebildet, rundlich-breit, hell kastanienbraun.

Fruchtfleisch: weiß, locker, relativ weich, saftig, leicht säuerlich, ausgewogenes Zucker-Säure Verhältnis, aromatisch, schwacher Duft.

Baumbeschreibung Heuchelheimer Schneeapfel

Standort und Anfälligkeit: anspruchslos an Boden und Klima, auch in höheren Lagen bis 500 m, frosthart, schwach schorfanfällig, kommt ohne Pflanzenschutz und Düngung aus.

Wuchs und Pflege: mittelstark, breitkugelig, wenig verzweigt, einjähriges Holz rötlich, gesundes, heligrünes Laub, konsequenter Erziehungsschnitt, später regelmäßig Auslichten.

Blüte und Befruchtung: mitteifrüh bis mittelspät, witterungsunempfindlich, Befruchtungsverhältnisse sind nicht untersucht.

Ertrag und Verwendung: Ertrag setzt mittelfrüh ein, Früchte hängen einzeln oder paarweise, Wechsel zwischen sehr hohen und geringen Erträgen, Früchte werden als Tafelobst geschätzt, auch als Wirtschaftsapfel hervorragend geeignet, Fruchtfleisch bleibt auch beim Kochen weiß, besonders für Obstsalat und für sortenreine Säfte und Weine.

Reife: Ende September, in höheren Lagen bis Mitte Oktober, vom Baum essbar, Haltbarkeit bis April, ab Februar Neigung zu Welke und Aromaverlust.

Auszugsweise Wiedergabe des Textes und der Bilder aus dem Faltblatt des Naturschutz-Zentrum Hessen mit dessen freundlicher Genehmigung. Literaturhinweise:MAETHE, H.: Einer von vielen – die Geschichte einer normalen Baumschule, Bildbericht in Deutsche Baumschule 11/79, 1979, S. 426-432MÜHL, F.: Alte und neue Apfelsorten, 4. Aufl. München 2001, S. 255 (Schneeapfel)KAHL,  S.: Verzeichnis hess. Regional- und Lokalsorten,Wetzlar 2002KAHL, S.: Die guten alten Äpfel, NZH-Pomologie, Wetzlar 2003

Die Geschichte geht weiter: Mittelhessische Obstbaumspezialitäten aus der Baumschule Rinn wie z.B.: Allendorfer Rosenapfel, Dorheimer Streifling, Gacksapfel, Schafsnase, Jakob Lebel, Rote Sternrenette, Gelber Richard, Mostapfel Hilde, Heuchelheimer Schneeapfel, Siebenschläfer, Kloppenheimer Streifling, Dietzels Rosenapfel …usw.

Alte, regionale hessische Apfelsorten werden nach wie vor – je nach Verfügbarkeit von brauchbaren Edelreisern – jedes Jahr in der Baumschule Rinn vermehrt. Im Oktober erscheint die Obstsortenliste im Internet.

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