von SE | Juni 12, 2019 | Aktuelles & Rückblicke, Querbeet - Überblick
Containerobst – Obstbäume, die man das ganze Jahr über pflanzen kann
Als Containerobst bezeichnen die Fachleute Obstbäume, die man das ganze Jahr über pflanzen kann. Hierbei handelt es sich um pflanzbereite Obstbäume, die aufgrund ihrer Kultivierung in der Baumschule, einen vollständigen Wurzelballen in einem Pflanzgefäß, d.h. einem Topf oder „Container“ wie die Gärtner sagen, entwickelt haben.
Im Spätsommer und im Frühherbst Containerobstbäume pflanzen
Zu einer Jahreszeit, in der man meist noch bei richtig schönem Wetter pflanzen kann, lässt sich oft noch keine Obstbaumpflanzung mit den traditionellen, wurzelnackten Obstbäumen durchführen. Hier helfen die Containerbäume. Sie kosten etwas mehr, tragen dafür ab früher Früchte, weil sie mindestens ein Jahr länger in Kultur waren als ihre Kollegen für die Herbst-/Winterpflanzung.
Anzumerken ist auch, dass an diesen Bäumen im Spätsommer und Frühherbst häufig bereits schon Früchte hängen. So kann man sich seinen Baum bereits mit Fruchtansatz in der Baumschule aussuchen. Hierbei ist zu bemerken, dass im ersten Jahr nach der Auspflanzung nicht mit Früchten gerechnet werden kann. Das Umpflanzen stellt eine starke Belastung für die Pflanze dar.

Grundsätzliches über Containerobstbäume
Containerobstbäume haben genügend Wurzeln, um grundsätzlich immer neu anwachsen zu können. Hierbei sind jedoch einige Dinge zu beachten, insbesondere der Wasserbedarf der Bäume nach dem Umpflanzen. Auch die vor Ort herrschenden Bodenverhältnisse sollten beachtet werden. Die Gärtner der Baumschule werden den Kunden hierbei individuell beraten, damit die Pflanzung zum Erfolg führt.
In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es im Handel Pflanzen gibt, zwar im Topf (Container) daherkommen, aber nicht so kultiviert worden sind, dass sie einen ausgeprägten Wurzelballen haben, der ein einwandfreies Anwachsen auch im späten Frühjahr, Vorherbst oder gar im Hochsommer ermöglichen würde. Hierbei handelt es sich oft um Pflanzen, die auf dem Acker ausgestochen und dann aus transport- und verpackungstechnischen Gründen in einen Topf gesteckt worden sind. Diese eignen sich nach unseren Erfahrungen nicht für die Ganzjahrespflanzung. Sie können vom Herbst bis ins Frühjahr ausgepflanzt werden. Sie werden oft zu weit niedrigeren Preisen gehandelt als die „echten“ Containerpflanzen. Aufgrund ihrer zeitlich eingeschränkten Verpflanzbarkeit, bieten sie – außer transporttechnisch, gegenüber den von Oktober bis April in der Baumschule erhältlichen frischen (- weil frisch ausgepflügten) wurzelnackten oder ballierten Pflanzen, unseres Erachtens keine Vorteile für den Kunden´.
Nähere Infos über wurzelnackte und ballierte Obstbäume finden sich auf unserer Obstbaumseite.

Containerobstbäume aus höheren Baumschulklassen
Obstbäume im Container sind in einem wohlsortierten Sortenquerschnitt ab Mitte Juli eines jeden Jahres in der Baumschule vorrätig. Die Busch- und Halbstammbäume sind dann i.d.R. drei, die Hochstämme vier Jahre in Kultur gewesen. Sie haben Stammumfänge zwischen ca. 10 und 14 cm. Darüber hinaus gibt es ein kleines Sortiment auserwählter Bäume, die bis zu einem Stammumfang von etwa 18 cm weitere Jahre in Containerkultur gehalten werden. Dies gestattet, auch im Sommer einmal einen etwas größeren Apfelbaum pflanzen zu können.
von SE | Juli 23, 2018 | Aktuelles & Rückblicke, Querbeet - Überblick
Erdbeeren wurden bei uns traditionell immer im Sommer gepflanzt. Inzwischen gibt es auch Erdbeerpflanzen für die Frühjahrspflanzung. Diese sind schon lange ausverkauft. Jetzt sind die Erdbeerpflanzen für die Sommerpflanzung in der Baumschule eingetroffen. Diese sind vorrätig solange der Vorrat reicht.
Die Erdbeeren lassen sich, wie das meiste Beerenobst gut in Gefäße pflanzen. Zusammen mit Küchenkräutern ermöglicht dies die Gestaltung von Mini-Selbstversorger-Gärten auf Balkon.
von SE | Aug. 18, 2016 | Aktuelles & Rückblicke, Querbeet - Überblick, Unsere Baumschule
Die Sortenerhaltung als Teil der Unternehmenskultur ist unser Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität. In der Baumschule Rinn empfand man schon immer eine gewisse Verantwortung dafür, im Rahmen der Möglichkeiten, die dem Betrieb gegeben waren, seltene Sorten von Pflanzen nicht untergehen zu lassen. Was für die historischen Apfelsorten gilt, gilt gleichermaßen für seltene Varianten von Ziergehölzen.
Sortenechtheit vs. Wirtschaftlichkeit
Dies ist in der Pflanzenproduktion ist eine permanente Herausforderung. Letztendlich kann man hier nur noch etwas erreichen, wenn a) eine tatsächliche Nachfrage besteht und b) die Nachfragenden bereit sind, dafür einen werthaltigen Preis zu bezahlen. Dies ist ein Zusammenhang, der zu kommunizieren geboten ist. So pflegen wir heute ein wohlsortiertes Ziersträuchersortiment, bei dem wir die kritischen Kandidaten lieber (trotz aller damit verbundenen Schwierigkeiten) selbst produzieren, als sie –„wirtschaftlicher“ – zuzukaufen. Dafür bekommt der Kunde dann die echte Sorte.

Rettung einer Haselnuss
Der Gailsche Park in Biebertal – Rodheim, nördlich von Gießen, ist ein englischer Landschaftspark, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts von damals namhaften Gartenarchitekten im Auftrag eines wohlhabenden Industrieellen angelegt wurde. Er war für mehr als 150 Jahre der Öffentlichkeit nicht zugänglich und ist nahezu im Originalzustand erhalten. Nachdem er im Jahre 2002 geöffnet wurde, stellte sich heraus, dass er eine Anzahl ausgesprochen seltener Pflanzen beherbergt. Darunter war eine im Eingehen begriffene geschlitztblättrige Haselnuss, Corylus avellana Heterophylla. Diese sollte durch ein gesundes, neues Exemplar ersetzt werden, was sich als ausgesprochen schwierig erweisen sollte. In Baumschulen war die Pflanze kaum noch bekannt, die Wenigen, die sie noch gelistet hatten, waren gerade nicht lieferfähig. Der Förderverein, der sich jetzt um den Park kümmerte, bat die Baumschule Rinn, den Versuch einer Vermehrungsmaßnahme, auf Basis des dürftigen, noch vorhandenen lebendigen Pflanzenmaterials, durchzuführen. Es gelang. Drei schwache Pflänzchen blieben von der ersten Veredelungsreihe übrig. Nach zwei weiteren Jahren waren daraus kräftige, verpflanzbare Sträucher geworden, sodass die Ersatzpflanzung der Corylus avellana Heterophylla durchgeführt werden konnte.

Asyl für eine Hauswurzsammlung

In Zusammenarbeit mit dem Präsidiumsmitglied der Deutschen Gartenbaugesellschaft, Lüder Nobbmann, und dem Verein „Netzwerk Pflanzensammlungen“, haben wir 2014 eine Sammlung von 700 Sempervivum (Hauswurz) Sorten übernommen, die aus Altersgründen des bisherigen Sammlers unterzugehen drohte. Die Sammlung hat jetzt eine neue Heimat und wird von dem Pflanzenzüchter Nobbmann, betreut.
Historische, hessische Apfelsorten bewahren

Der Heuchelheimer Schneeapfel hat seine – unsere – Geschichte: Hier kann man sie lesen. – Da sind noch weitere:
– Der Kloppenheimer Streifling ist eine Apfelsorte, die einst auf Märkten in und um Wiesbaden als Tafelobst gehandelt wurde. In den 90er-Jahren war der „Umweltgruppe Kloppenheim (bei Wiesbaden)“ aufgefallen, dass es davon offensichtlich nur noch ein einziges erhaltenes Exemplar gab. Es stand in der Igstädter Gemarkung. Man schnitt nach Rücksprache mit uns Edelreiser. Wir vermehrten den Baum. Jetzt ist er wieder im Sortiment mehrerer hessischer Baumschulen.
– Der Dorheimer Streifling ist eine alte Wetterauer Lokalsorte. Er galt als fast untergegangen, bis nach einem Zeitungsaufruf 1995 drei Standorte des „Streiflings“ durch die Naturschutzgruppe Friedberg-Dorheim identifiziert werden konnten. (mehr lesen) Edelreiser wurden geschnitten und in die Baumschule Rinn gebracht … .
– Der Weilburger Apfel, die nächste zu erzählende Geschichte. Auch von diesem Apfel wurde lange ein Baum gesucht, der als Reiserspender die Wiederaufnahme ins Baumschulsortiment gestattete.
Die Geschichte wird fortgesetzt.
…
von SE | Mai 5, 2016 | Aktuelles & Rückblicke, Querbeet - Überblick
Obsthochstämme


Gruppenfoto mit HR-Repoorter
Hintergründe:
Im Rahmen des hessischen Biodiversitätsprogramms hat sich in der Stadt Gießen eine Arbeitsgruppe Streuobst gebildet. Zu dieser Abeitsgruppe gehört der vor mehr als 30 Jahren in Gießen sesshaft gewordene gebürtige Marrokkaner und Germanist Abderrahim En-Nosse. Er leitet eine Arbeitsgruppe „Flüchtlinge in Kultur einführen“. Diese Gruppe kümmert sich seit geraumer Zeit um Gärtnerische Projekte in Gießen und Umgebung. Die Gruppenmitglieder hatten bereits einen Obstbaum-Schnittkurs beim Obst- und Gartenbauverein (Gießen-)Wieseck absolviert und warteten auf eine Gelegenheit Obstbäume pflanzen zu können. „Wir wollen sichtbar machen, dass wir uns verwurzeln, indem wir einen Baum einpflanzen“, sagt En-Nosse. Dies sollte im Rahmen der giessener Streuobst-Arbeitsgruppe geschehen. Diese war Anfang April jedoch gerade gegründet und befand sich noch in der Findungsphase, ablauforganisatorische Dinge, Finanzierungsregeln, waren noch nicht erstellt und eingespielt. Dadurch war in Frage gestellt, ob die herbeigesehnte Auftaktpflanzung noch im laufenden Frühjahr hätte stattfinden können. Denn für die wurzelnakten, dreijährigen Obstbaum-Hochstämme geht Ende April die Pflanzzeit zu Ende. Wolfgang Zeibig, Mitinhaber der Baumschule Rinn in Gießen und ebenfalls Arbeitsgruppenmitglied war von dem Integrationsprojekt angetan, spendete kurzer Hand 10 Apfelbaum-Hochstämme in historischen und alten hessischen Sorten und half bei der Pflanzung selbst mit. Diese fand dann am Mittwoch, dem 21. April auf einer Wiese im Stadteil Wieseck unter der Schirmherrschaft des Umweltamtes der Stadt Gießen statt. Der Vorsitzende des Wiesecker Obst- und Gartenbauvereins, Klaus Marschner, unterstützte die Aktion mit Pflanzwekzeug.
Die beiden giessener Tageszeitungen und der HR waren vor Ort und berichteten.
Alles in Allem: eine gelungene Aktion in vielerlei Hinsicht und ein guter Start für die Streuobstinitiative.
von SE | Apr. 10, 2015 | Aktuelles & Rückblicke, Querbeet - Überblick, Unsere Baumschule
Seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts kultivieren wir den Speierling, um diesen seltenen, damals vom Aussterben bedrohten Baum, zu erhalten.
Viel Informatives dazu findet sich in der Diplomarbeit von Siegfried Koch. Er hat uns freundlicherweise gestattet, dies hier auszugsweise wiederzugeben.
Von: Dipl. Ing. Siegfried Koch, Unter der Linde 1, 35096 Weimar – Roth
Die folgenden Informationen zum Thema Speierling (Sorbus domestica) sind aus meiner Diplomarbeit entnommen und sollen dazu beitragen, den gefährdeten Speierling vor dem Aussterben zu bewahren. E-Mail mail@sikoch.de
Der Speierling
Der Speierlingbaum (Sorbus domestica) ist ein Charakterbaum der Frankfurter Obstbaulandschaft, denn der Saft aus seinen Früchten wird teilweise dem hessischen Apfelwein zwecks Klärung, Haltbarmachung und Geschmacksverbesserung zugegeben. Die Zahl der hessischen Speierlingbäume in Obstwiesen beträgt derzeit etwa 500 Exemplare. Der Bestand ist wegen fehlender Nachpflanzung und Überalterung sehr bedroht.
Merkmale des Speierlings zur eindeutigen Bestimmung:
BLÄTTER: gefiedert
RINDE: rauh und borkig, Ähnlich einem Birnbaum (die Eberesche dagegen bleibt sehr glatt)
WUCHS: Ähnelt dem Birnbaum, wird im Freistand etwa 15 m hoch, in der Jugend schmaler Wuchs, im Alter bis 200 Jahre, mehr breit als hoch
KNOSPEN: kurz, grünlich und klebrig, dagegen hat die Eberesche längere braun-rote und behaarte Knospen
FRÜCHTE: hängen in Büscheln, sind birnenförmig oder seltener apfelförmig, 2 – 4 cm lang und breit, sonnenseits gerötet oder schorfartig bereift, früh (Ende August) oder spätreif (Mitte Oktober), in der Vollreife werden sie braun und morsch und sind dann essbar.
Welche Vorteile hat der Speierlingbaum für die Natur und Umwelt?
Er ist ein grossrahmiger Baum , der viel Struktur in die Kulturlandschaft bringt. Er bietet Lebensraum für viele Tiere. Der Speierling eigent sich hervorragend für die menschliche Nutzung da er eine extensive, d.h. pflegearme Obstkultur ermöglicht. Spritzmitteleinsatz und aufwendige Schnittmassnahmen sind überflüssig. Die Früchte werden von vielen Tieren (von Amsel bis Wildschwein) gerne verzehrt, jedoch erst wenn sie für den menschlichen Verzehr unbrauchbar, weil abgefallen und überreif, sind. Der Speierlingbaum ist wegen seiner Höhe bevorzugter Nistbaum für Greifvögel. Er ist ein wichtiger Rohstoff für eine landestypische, umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Apfelweinherstellung. Der Speierling ist ein Teil der heimischen Flora und sollte wegen der Erhaltung der Artenvielfalt geschont und gefördert werden.
Welche Vorteile hat der Speierlingbaum für den Menschen?
Speierlingfrüchte sind sehr gesucht und bringen beim Verkauf mindestens DM 80,00 /Zentner. der Bedarf an Speierlingfrüchten ist erheblich höher als sein Angebot. Der Zeitaufwand für den Anbau ist sehr gering und beschränkt sich nur auf die Erntezeit. Die Erträge setzen nach 10 Jahren ein und bleiben etwa 100 Jahre bei ca. 200 kg/jährlich. Die Keltereien können durch die Speierlingsaftzugabe (gerbstoff- und säurereich) ihre Apfelweinproduktion umweltfreundlicher gestalten (weniger chemische Hilfsstoffe). Der Konsument erhält ein natürliches und bekömmliches Getränk. Die“echte“Speierlingapfelweinproduktion kommt dem steigenden Qualitäts- und Umweltbewusstsein der Konsumenten entgegen und steigert die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Bereicherung der Landschaft durch die Speierlingbäume, denn sie steigern durch ihre Struktur und Raumwirkung die Erlebniswirkung für Erholungssuchende. Alte Speierlingbäume sind Zeugen der Vergangenheit und als wirtschaftlich anbauwürdiges Kultur gut Wert erhalten zu bleiben.
Pflanz- und Pflegeanleitung
Jungpflanzen können bei den unten aufgeführten Baumschulen bezogen werden. Zur Pflanzung möglichst kleine Pflanzen verwenden. Kleine Pflanzen (ca. 1.20 m) können auch ohne Erdballen gepflanzt werden. Wegen den empfindlichen Wurzeln sind Kontainerpflanzen oder Pflanzen mit Erdballen vorzuziehen. Zur Pflanzung darf kein Torf oder Dung verwendet werden. Die Jungpflanzen müssen mit Verbißsschutz (Drahtmanschette) und Pfahl versehen werden . Der Speierling bevorzugt kalkhaltige, warme Böden ohne Staunässe. Bei der Pflanzung gibt es noch einige Ausfälle. Nach dem Anwachsenn ist der Speierling sehr widerstandsfähig, wüchsig und bringt bis ins hohe Alter regelmässige Erträge. Lediglich zum Bremsen des Höhenwachstums können einige Äste gekappt werden. Veredelungen von grossfrüchtigen Sorten auf Speierlingssämlinge bringen frühe und hohe Erträge. Auf Weissdornunterlagen ist der Baum auf Dauer nicht standfest genug (kippt um). Veredelungen auf Ebereschen sind ungeeignet.
Baumschulen die Sorbus domestica in ihrem Sortiment führen:
Baumschule WEIL, Am Selztalbahnhof 3, 55218 Ingelheim06132/1665
Baumschule APPEL, Brandschneise 1, 64295 Darmstadt 06155/4081 (-83)
Baumschule RINN, Heuchelheimer Str. 129, 35398 Giessen 0641/62850
Baumschule LÄDEMANN, Am Poloplatz, 60528 Frankfurt-Niederrad
Aus : Diplomarbeit “ Speierling “ 1985 Siegfried Koch FH Wiesbaden/Geisenheim
©29.11.98, Siegfried Koch